Journal Club

Die Geschichte des Journal Club

Mitte des 19. Jahrhunderts im St. Bartholomew’s Hospital in London trafen sich die ersten Studierenden zu einem Club, in dem man gemeinsam Journale las. In den Memoiren von Sir James Paget wurde dieser „journal club“ das erste Mal dokumentiert und später von Linzer nachuntersucht.
1875 gab es an der McGill Universität in Montreal ein formaleres Zusammenkommen unter der Leitung von William Osler. Als er das Prinzip des journal club nach Johns Hopkins brachte, kam es 1889 zum ersten Mal zu einer Berührung mit dem medizinischen Departement. Das Prinzip erwies sich als sehr erfolgreich, denn nur kurze Zeit später hatte fast jede Abteilung ihren eigenen journal club etabliert.
Schon früh schätzte man den journal club wegen seiner hohen Fähigkeit, Fachwissen zu vermitteln und Inhalte kritisch analysieren zu können. Allmählich konnte er sich besonders im amerikanischen Krankenhausalltag etablieren.
Eine 150-jährige Geschichte und eine randomisierte Studie erbringen den Beweis für die Nützlichkeit des journal club als effektives Instrument für die medizinische Lehre. Dass der journal club auch heute noch eine aktuell angewandte Methode ist, zeigt sich in der stetigen Weiterentwicklung der Ziele und Anwendungen des journal club. Seit Einführung des Internets wurde nicht nur das Angebot an Literatur immer umfangreicher, sondern auch ihre Verfügbarkeit verbessert, wodurch der journal club an Attraktivität gewinnen konnte.

Ziele des journal club (Allgemein und Historisch)

Im weitesten Sinne ist das Ziel des journal club die Erweiterung des individuellen Wissens.
Osler gab zwei Lernziele des journal club an, zum einen das Zustandekommen und das Aneignen von Fachwissen, zum anderen das kontinuierliche Lesen, um den eigenen Fall zu verstehen und zu analysieren.
Mark Linzer benannte drei historische Ziele. Der journal club solle den Intellektuellen erstens auf dem neuesten Stand der Forschung halten, zweitens das Umsetzen in den klinischen Alltag erleichtern und drittens die Fähigkeit des kritischen Lesens lehren.
Der journal club besitzt das Potential, viele Bildungsbedürfnisse zu erreichen. Seine Relevanz war niemals zuvor größer gewesen als im Moment. Es besteht ein enormes Volumen an Literatur, das jedem Arzt zur Verfügung steht, und dieses umfangreiche Angebot fordert eine hohe Kompetenz und wirksame Techniken zur kritischen Bearbeitung dieser Informationen. Das Prinzip „journal club“ hat sich bereits international bewährt und hat Einzug in die Praxis des Mediziners gefunden. Die Vielseitigkeit des journal club bringt für jeden Teilnehmer einen nicht zu verachtenden Erfahrungs- und Wissensprofit.

Journal Club im Seminar EbM

In der Evidenzbasierten Medizin sind das Problemlösen und das kritische Lösungsdenken essentielle Bestandteile der Methodik. Diese Fähigkeiten werden besonders in Form eines journal club trainiert und vertieft.
Auch im Seminar EbM wird auf einen journal club nicht verzichtet. Hierbei findet nicht nur ein Austausch von Informationen in Form von Studienergebnissen statt, sondern es soll auch das Präsentieren von Studien trainiert und die Lerninhalte des Kurses angewandt und gefestigt werden.
Ziel des Ganzen ist die kurze und klar strukturierte Darstellung des individuellen Fallbeispiels, eine kurze Zusammenfassung über die Validität und die Relevanz der dazu passenden Studie und ihre Anwendbarkeit auf den zu therapierenden Patienten im Sinne der EbM.
Konkret wird vom Studierenden verlangt, sein individuelles Fallbeispiel mit der daraus resultierenden Fragestellung vorzustellen. Anschließend soll auf die wichtigsten Gültigkeitskriterien (Randomisation, Verblindung, Patientenverteilung, gleiche Behandlung, intention to treat und follow-up) und Relevanzkriterien (Definition der Standard- und der Alternativtherapieform, negativer Endpunkt, ARR, RRR und NNT) eingegangen werden. Letzten Endes folgt eine Art Resümee, in dem anhand der Studienergebnisse ein Handlungsansatz erarbeitet werden soll, der auf den Patienten zugeschnitten ist.
Eventuelle Fragen zu dem jeweiligen Fallbeispiel sollen in der Kleingruppe beantwortet und oder diskutiert werden. Im journal club kommt es besonders auf die Interpretationsfähigkeit des Studierenden an. Es geht nicht um die reine Wiedergabe von Inhalten. Dazu erhält der Student am Ende seiner Präsentation ein kurzes feedback des jeweiligen Tutors der Kleingruppe
Reihenfolge der Präsentation im journal clubs:
A
Fallvorstellung
B
Definition der Fragestellung
C
Validität und Relevanz der Studie
D
Integration in den individuellen Behandlungsplan
E
Feedback/ggf. kritische Diskussion
Die Präsentation sollte eine Gesamtlänge von 10 Minuten nicht überschreiten.